Die Diagnose Diabetes mellitus bei Hund oder Katze trifft den Tierbesitzer oft ohne große Vorwarnung. Die Gründe sind vielfältig, aber meist ist das Gewicht und/oder das falsche Futter daran schuld. Was man über die Krankheit wissen sollte, erklärt Ihnen Tierheilpraktikerin und - ernährungsberaterin Heidi Herrmann.
Diabetes mellitus bei Katzen und Hunden
Nach dem Fressen steigt der Blutzuckerspiegel an. Viele Kohlenhydrate bringen viel Zucker in den Körper. Die Zellen brauchen Glukose als Energiequelle und nehmen diesen daher auf. Möglich wird dies durch das Hormon Insulin aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Haben die Zellen keinen Bedarf an Energie (wenig Bewegung), kann die Glukose in die Leberzellen als Zwischenlager deponiert werden. Ist dieses Depot ebenso mit genügend Zucker belegt, wird der Zucker in Fett umgewandelt und in Fettdepots gespeichert. Bei einer permanenten Überversorgung befindet sich zu viel Zucker und zu viel Insulin im Blut. Dies führt zu einer Ermüdung der Beta-Zellen des Pankreas und einer Insulin-Resistenz der Körper- und Leberzellen.
Die Beta-Zellen können aber auch durch Entzündungen der Pankreas (Pankreatitis), Autoimmunerkrankungen oder andere Auslöser geschädigt werden. Dann fehlt Insulin und der Blutzuckerspiegel kann nicht mehr reguliert werden.
Welches Futter ist geeignet bei Diabetes mellitus?
Da bei dieser Krankheit der Blutzuckerspiegel von der Bauchspeicheldrüse nicht mehr gut geregelt werden kann, sind für Katzen und Hunde Futtermittel mit einem geringen Kohlenhydratanteil günstig. Das ist beim Betrachten des Futters gar nicht so leicht feststellbar. Kohlenhydrate oder in der Futtermittel-Fachsprache stickstofffreie Extraktstoffe (NfE) genannt, müssen nicht deklariert werden. Dazu kommt ein völlig unterschiedliches Bild in Nassfutter und Trockenfutter, da das eine ca. 75 % Feuchtigkeit und das andere nur 10 % Feuchte enthält.
Für Katzen ist ein Kohlenhydrat-Anteil in der Trockensubstanz unter 10 % und bei Hunden unter 15 % anzustreben.
Mit unserem Kohlenhydrat / NfE-Rechner können Sie diese Rechnung ganz leicht umsetzen. Geben Sie die analytischen Bestandteile des gewünschten Futters in die Eingabefelder ein. Angezeigt wird Ihnen der Kohlenhydratanteil des Futters und auch umgerechnet für die Trockensubstanz. Dieser Wert ist entscheidend.
Trockenfutter enthält immer zu viele Kohlenhydrate und ist daher zu vermeiden.
Wie bemerken Sie, ob Ihre Katze oder Ihr Hund Diabetes mellitus hat?
Viele Tierbesitzer werden bemerken, dass die Katze oder der Hund mehr trinkt und pieselt. Der Körper versucht den erhöhten Blutzucker mit dem Urin auszuschwemmen. Dazu steigt der Appetit, weil die Energie nicht mehr in den Zellen ankommt und diese „Hunger“ an das Gehirn melden. Es kann zu einer eher kurzfristigen Gewichtszunahme kommen. Wird der Diabetes mellitus nicht erkannt, nehmen die Tiere dann ab.
Hunde erblinden fast immer durch die Erkrankung Diabetes mellitus, Katzen eher selten. Dafür erleiden Katzen öfter eine Nervenlähmung, die sich durch ein vermindertes Sprungverhalten und einen hasenartigen Gang zeigt. Dies kann durch Behandlung mit Insulin und einer entsprechenden Diät meistens wieder kompensiert werden.
Je länger es dauert, bis die Diagnose gestellt wird, umso geringer werden die Chancen, den Diabetes noch heilen zu können.
Bei Katzen, im Gegensatz zu Hunden, besteht eine bis zu 50%-ige Hoffnung, dass sie genesen können. Ältere Katzen und Katzen, die keine weiteren Probleme mit dem Fettstoffwechsel und einem erhöhtem Cholesterin-Wert haben, sind im Vorteil. Bedingung ist die schnelle Behandlung mit Insulin und eine entsprechende Diät.
Glukose kann im Urin und im Blut festgestellt werden. Aussagekräftiger ist im Blut der erhöhte Langzeitzucker-Blutwert Fruktosamin.
Die Diagnose stellt der Tierarzt. Dieser wird den Hund oder die Katze auch auf Insulin einstellen und den Tierbesitzer im Spritzen einweisen. Hunde und Katzen werden zweimal am Tag nach dem Fressen gespritzt. Katzen mit Untergewicht oder Normalgewicht können als Häppchenfresser auch zwischendrin noch weitere Mahlzeiten bekommen. Hunde brauchen das nicht.
Tierärztliche Diabetes-Futtermittel werden häufig nicht so gern gefressen. Daher ist es gut, wenn man andere Futter auf einen geringen Kohlenhydratanteil überprüfen kann, z.B. hier mit unserem
NfE-Rechner
Hunde und Katzen mit Diabetes mellitus sollten engmaschig betreut werden. In Diabetes-Tagebüchern kann man die tägliche Futtermenge, die Insulinmenge, den Blutzuckerwert (wenn gemessen), das Körpergewicht und evtl. Symptome festhalten.
Ist das Tier richtig mit Insulin eingestellt verbessern sich die Symptome rasch. Ansonsten muss die Gabe von Insulin oder die Fütterung verändert werden.
Lesen Sie dazu auch den interessanten Bericht der betroffenen Katzenbesitzerin Uschi Baumann:
Diagnose Diabetes bei der Katze: Wie geht´s jetzt weiter?