Katzen sind individuelle und selbstständige Tiere, die ihren Freiraum benötigen. Gleichzeitig sind sie aber auch liebesbedürftig und anhänglich. Vor allem auf Veränderungen können sie empfindlich reagieren – etwa, wenn sich in der Familie Nachwuchs ankündigt. Mit etwas Planung gelingt es jedoch meist problemlos, Katzen an das Zusammenleben mit Babys zu gewöhnen.
Wenn zum ersten Mal Familienzuwachs ansteht, wird eine Katze mit vielerlei Sinneseindrücken konfrontiert, die sie nicht kennt. Neue Möbel, ein neu eingerichtetes Kinderzimmer, neue Gerüche von Babypuder und Lotionen regen die oft neugierigen Samtpfoten an, auf Entdeckungsreise zu gehen, das Babybett zu erkunden und es sich vielleicht auch mal auf der Wickelkommode bequem zu machen. Nun ist aber nicht jedes Verhalten des Stubentigers erwünscht, wenn das Baby erstmal da ist.
Bevor das Baby einzieht
Schon lange bevor das Baby auf die Welt kommt, sollte man darum seine Katze Schritt für Schritt an die bevorstehenden Veränderungen heranführen. „Neun Monate sind eine lange Zeit, um der Katze die Gelegenheit zu geben, in die neue Situation hineinzuwachsen und die Veränderungen im Alltag nicht als Gefahr für die eigene Sicherheit zu erleben“, sagt die Tierärztin und Tierverhaltenstherapeutin Dr. Andrea Böttjer. Sie rät dazu, Veränderungen nach und nach einzuführen. „Tierhalter sollten nicht zu viel Unruhe in den Alltag bringen, um die Katze nicht zu überfordern“, empfiehlt Dr. Böttjer. Zudem rät sie, die Katze mit Babygeräuschen vertraut zu machen. „Bei vielen Katzen können diese ungewohnten Laute Ängste auslösen. Ein Geräuschlernprogramm kann Abhilfe schaffen“, so die Tierärztin.
Kinderzimmerverbot?
„Damit sich die Katze schon mal an alles Neue gewöhnt, sollte sie unter Aufsicht durchaus das Kinderzimmer erkunden“, rät die Fachfrau für Verhaltenskunde. Sie kennt aus ihrem beruflichen Alltag die Sorge der werdenden Familie, dass die Katze später unkontrolliert auf den Wickeltisch und ins kuschelige Babybett springt. „Es ist in Ordnung, bestimmte Tabuzonen einzurichten, am besten bevor das Baby ins Kinderzimmer einzieht“, sagt sie. Denn Katzen sind Gewohnheitstiere und wenn die Samtpfote vor der Ankunft des Nachwuchses überall ihrem Erkundungsdrang nachgehen darf, ist es für sie nicht verständlich, dass dies von einem auf den anderen Tag nicht mehr erlaubt ist.
Rituale beibehalten
Kommen Mutter und Kind nach der Geburt nach Hause, kann die Katze Schritt für Schritt an den neuen Alltag mit Baby gewöhnt werden. Das bedeutet, dass sich die Katze dem Kind nähern, beim Windeln wechseln oder bei der Fütterung zuschauen darf – ohne dem Kind zu nahe zu kommen. Damit sich der Stubentiger an den Geruch des neuen Mitbewohners gewöhnt, kann man ihm auch schon getragene Bodys zum Beschnuppern vor die Nase halten. Wenn der Nachwuchs im Laufe des Tages schläft, kann der Halter sich in der Nähe des Babys mit der Katze beschäftigen, vielleicht sogar mit ein paar Leckerlis, damit die Nähe von der Samtpfote als etwas Angenehmes abgespeichert wird. Ist ihr das alles zu viel oder hat sie darauf keine Lust, sollte die Katze immer die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen oder den Raum zu verlassen.
Damit keine Eifersucht aufkommt, rät die Expertin außerdem dazu, diejenigen festen Rituale, die schon vor der Ankunft des Nachwuchses ein Bestandteil des Zusammenlebens mit dem Stubentiger waren, beizubehalten – etwa das abendliche Kuscheln. Darüber hinaus empfiehlt sie, dass das Spiel mit der Katze unter Integration des Babys und später Kleinkindes durchgeführt wird. So lernen beide Lebewesen, dass das andere harmlos ist und der Umgang miteinander Spaß macht.
Quelle: Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.