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Wie kann man einen artgerechten Degu-Stall selber bauen?

Das wohl größte Problem bei der artgerechten Degu-Haltung ist der Degu-Stall, der unbedingt ungiftig und ausbruchssicher sein soll. Hier gibt es nicht viel erschwingliche Auswahl im Handel. Auch selber bauen ist teuer, bleibt aber vielleicht die bessere Alternative. Geschickte Hobbyhandwerker finden hier eine Anleitung dazu, aber natürlich gibt es auch diverse Dienstleister, die einem das Terrarium nach Maß bauen können. 

Geeignete Materialien:

- Bissfeste Metallgitter, Maschenweite maximal 1,4 cm, besser maximal 1,2 cm.
- Glasplatten, wie sie für Terrarien verwendet werden
- glattes ungiftiges Holz, dessen Kanten für die Nagerzähne unerreichbar bleiben
- Steinwände

Weswegen nicht die Materialien kombinieren?

Der Degu-Stall soll ganz unten eine Schicht von 20 cm Einstreu haben, die Tiere wollen Gänge buddeln. Weswegen nicht einen unteren Kasten aus Glasplatten verwenden? Eventuell graben die Degus zu den Glaswänden ihre Gänge.

Für die Rückwand oder Seitenwände wäre eine glatte Leimholzplatte geeignet. Diese kann mit einem Hartöl, welches sich für Baby-Spielzeug eignet, geölt werden. Das macht das Holz härter, verhindert ein Ausbleichen durch Sonnenlicht und Wasser sowie Schmutz ziehen nicht in das Holzvein. Diese Holzplatten werden nach innen mit einem bissfesten Marderdraht ausgeschlagen. Dieser soll möglichst zu den Enden etwas überstehen und umgeknickt werden.

Um die Bodenwanne, die auch aus einer Metallwanne oder einem besonders beständigen Holz bestehen könnte, kann ein Ständerwerk aus Rahmhölzern montiert werden. Eine Bodenwanne aus Glas müsste einige Millimeter Luft haben, ebenso dürfen keine Metallteile auf das Glas drücken. Eine dünne Korkschicht wäre deswegen als Pufferzone sinnvoll.

Diese Rahmhölzer sollen einen Boden- und Deckenrahmen mit Senkrechten haben. Metallwinkel oder andere Metallteile sollen für die Nagerzähne nicht erreichbar sein. Das bedeutet, dass ein 6 x 6 cm dickes Rahmholz vorgebohrt wird, um mit einer sehr langen Schraube in das andere Rahmholz zu bohren. Pro Verbindung sollen es wenigstens zwei Schrauben sein.

Diese Rahmhölzer können nun mit der passend großen Seiten- oder Rückwand von innen verbaut werden. Auch durch diese Rückwände wäre Vorbohren sinnvoll, um den Schraubenkopf im Holz zu versenken. Solange der Marderdraht ein Nagen verhindert, kommen die Degus nicht mehr an die Schrauben.

Genau wie die Wände soll das ganze Holzgestell mit Hartöl behandelt werden. Anstelle der Wände kann von innen der Marderdraht angebracht werden. Es wäre auch möglich, diesen zu den Seiten anzubringen und dann die Rückwand einzulassen. Zu deren Seiten wären Leisten zu montieren, die wiederum von hinten auf das Ständerwerk montiert werden. Nach vorne kommen hingegen Holzrahmen, die nach innen mit Marderdraht ausgeschlagen werden, um diese mit Scharnieren als Tür zu öffnen. Bei hohen Degu-Käfigen wären mehrere Türen übereinander zu bevorzugen, diese müssen jedoch dicht abschließen. Es kann eine stabilisierende waagerechte Verstrebung im Ständerwerk geben.

Als Ebenen eignen sich wieder mit Hartöl behandelte Holzplatten, die zu den Seiten jeweils noch eine Leiste haben. Dreck fliegt dann nicht ständig zu den Seiten raus. Dass die Degus diese Holzplatten annagen, ist egal, solange diese nicht mit giftigen Stoffen angefertigt werden. Spanplatten oder OSB-Platten scheiden deswegen aus, Leimholzplatten müssten gehen. Zumindest muss es in diesen Ebenen Löcher geben, damit die Degus an der Einrichtung hoch- und runterklettern können. Eine Ebene sollte etwa 30 bis 50 cm hoch sein, damit die Tiere beim Fallen keinen Schaden nehmen.

Als Ergebnis entsteht ein Schrank-Käfig mit mehreren Ebenen. Zumindest zu den Seiten stoßen die Degus entweder auf Glas oder Marderdraht. Zu den Ecken sollen aber keine scharfen Drahtenden erreichbar sein. Deswegen ist der Draht zu den Enden umzuschlagen und kann hier und auf der Fläche mit sogenannten Metall-Schlaufen (U-förmig) befestigt werden.

Hat der Käfig eine Grundfläche von 100 x 75 cm und vier Ebenen, dann entsteht eine Grundfläche von 3 m². Das sollte für 5 Degus reichen. 

Wer keine handwerklichen Ambitionen hat, kann z.B. HIER einen artgerechten Käfig kaufen.

Die Einrichtung für den Degu-Käfig

Die Futter- und Wassertröge müssen für Degus schwer sein, sonst werfen sie diese um. Eine Nippeltränke wird hingegen angenagt, kann aber von außen vor dem Käfig hängen. Es ist darauf zu achten, dass diese dann auch angenommen wird. Wer doch mit Trögen arbeitet, soll diese auf einer erhöhten Ebene stellen, damit es hygienischer bleibt.

Degu frisst Korn - Wie kann man einen artgerechten Degu-Stall selber bauen?Das angefressene Plastikhaus zeigt es: Es wird geknabbert, wo es nur möglich ist.
Also besser keinen Kunststoff verwenden bei der Innenausstattung des Käfigs!

Meistens werden Nager-Toiletten nicht angenommen, es kommt jedoch auf den Versuch an. Außerdem wollen Degus ein großes Sandbad mit Chinchilla-Sand. Dieses ist für die Pflege unerlässlich. Weiterhin wären mehrere Schlafhäuser aus „bekömmlichem“ Holz gut, wenigstens eines davon sollte groß genug für alle Degus sein. Auch ein paar Verstecke wie Korkröhren oder andere Tunnel sind für die Tiere sinnvoll.

Degu auf Treppe durch Holzrollen

Es fehlen noch die Heuraufe und das Laufrad. Dieses soll aus Metall sein, da es ansonsten zernagt wird. Der Durchmesser soll bei 35 bis 40 cm liegen und es muss zur einen Seite komplett offen bleiben. Ansonsten drohen Verletzungen beim Ausstieg. Ein Negativ-Beispiel sehen Sie im folgenden Bild:

Degu im LaufradDieses Laufrad hat zu beiden Seiten eine Verstrebung. So war es einst üblich, ist jetzt aber nicht mehr gern gesehen. Beim Ausstieg kann es durch Überschlagen zu schweren Verletzungen kommen. Eine Seite soll deswegen immer offen sein, die andere für die Sicherheit möglichst komplett geschlossen.

Die Bodenwanne soll mit staubfreier Einstreu mindestens 20 cm hoch gefüllt werden. Wenn diese nicht wasserdicht ist, sollte unten noch eine Hanfmatte liegen. Darüber können beispielsweise Hobelspäne für Kleintiere eingefüllt werden. Alle 5 cm wäre noch eine ganz dünne Schicht aus Strohhalmen gut, weil diese Stabilität bringt. Die Hobelspäne wären leicht zu stampfen.

Wer saugende Einstreu in den Eben braucht, sollte die Durchgänge ebenfalls mit ein paar Holzleisten als höheren Rand versehen. Weil Degus das Nagen nicht seinlassen und Schrauben besonders gefährlich sind, wäre an diesen sensiblen Stellen mit Nägeln oder Holzdübeln zu arbeiten, wenn Leimen nicht ginge. Zumindest würde eine dünne Schicht Hobelspäne die Feuchtigkeit aufsaugen.

Weitere Infos zur Haltung finden Sie im Artikel Degus als Haustiere.

Wenn Sie sich zur Degu-Haltung entschlossen haben und die größte Herausforderung, nämlich die Anschaffung des Käfigs oder den Eigenbau gemeistert haben, steht dem Zusammenleben mit den putzigen und aktiven Nagern nichts mehr im Wege.

Robert Brungert 


Quellen und weitere Infos:
www.dein-degu.de
http://nagerschutz.de/2019/02/22/degus-ein-kleiner-steckbrief/