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Von Wildschweinen und der Afrikanischen Schweinepest

Wildschweine profitieren nicht nur vom Klimawandel mit wenig Frost und Schnee und der verbesserten Mast durch Eiche und Buche, sondern auch durch die Monokulturen mit Mais. Sie entwickeln eine immer schnellere und höhere Reproduktion, haben kaum natürliche Feinde und sind klassische Kulturfolger. Sie sind hochintelligent und passen sich veränderten Bedingungen schnell an. Daraus ergeben sich einige Probleme, die wir uns anschauen möchten.

Wildschweine in der Stadt

Menschen stellen für das Wildschwein keine Gefahr dar, außer die Jäger, aber das sind nur 2 % der Bevölkerung und in der Stadt ist Jagd kaum möglich. Wildschweine haben sich an Menschen gewöhnt. Sie finden im Siedlungsbereich reichlich Abfälle: Mülltonnen, Komposthaufen, weggeworfene Lebensmittel, Fallobst etc. und trotz der Stadt genügend naturnahe Deckung in Parks, Schilfgürteln oder Stadtwäldern. Tierliebe Personen sehen sie gern als Futterspender.

Gar nicht so selten werden Frischlinge auch von Menschenhand aufgezogen und, wenn sie zu groß und damit zu umständlich werden, „ausgewildert“. Diese zahmen Schweine haben keine Angst und gehen Ihnen nicht aus dem Weg. Wenn das Schwein in Ihre Tasche oder Ihren Kinderwagen schauen möchte, tut es das auch. Häufig steht dann der Verdacht Tollwut im Raum. Meist bestätigt sich das nicht.

Sind Wildschweine gefährlich?

Von Natur aus würde das Wildschwein den Menschen meiden. Lebt es im Wald, kennt es die Wege, wo Menschen gehen und fahren, und bleibt völlig relaxed. Verlässt ein Mensch allerdings den Weg und kommt durch Zufall auf das Versteck (Kessel) der Frischlinge zu, greift die Bache unverzüglich an. Auch angefahrene, angeschossene oder in Panik geratene Wildschweine (Feuerwerk) stellen eine Gefahr für Mensch und Hunde dar. Wildschweine zu füttern ist nicht ungefährlich, weil die Art des Bettelns beim Menschen oft Verletzungen im unteren Beinbereich mit sich bringt.

Wildsau mit Frischlingen

Wildschweine pflegen untereinander einen robusten Umgang. Selbst wenn das Schwein Ihnen gar nichts Böses will, sondern Sie vielleicht nur etwas schubst, kann es gefährlich werden. Wildschweine sind Muskelpakete und sehr wendig und schnell. Ausgewachsene Exemplare bringen leicht 80 kg (und mehr) auf die Waage.

Die scharfkantigen Zähne, auch Waffen genannt, verursachen tiefe Wunden, oft schlecht heilend durch bakterielle Entzündungen. Vor Hunden haben Wildschweine wenig Angst, da sie diesen kräftemäßig weit überlegen sind. Kleine Hunde haben den Vorteil, dass sie bei einem Angriff leicht weggeschleudert werden und dadurch unverletzt bleiben. Größere Hunde tragen entsprechend auch größere Schäden davon.

Wildschweine und Verkehr

In Deutschland kommt es jährlich zu über 30.000 Unfällen nur mit Wildschweinen. Wildschwein-Verkehrsunfälle verursachen fast immer Totalschäden am PKW und damit auch reichlich Personenschäden. Dort wo die Population am größten ist, entstehen auch die meisten Unfälle. Unfallschwerpunkte sind Landstraßen (Tempo 100) mit bewaldeten Rändern. Die Aktivität der Wildschweine ist in der Dämmerung (morgens und abends) und in der Nacht am größten. In dieser Zeit ist der weite Blick des Fahrers am eingeschränktesten.

Wildschweine - nachts in Fotofalle

Warum werden Wildschweine bejagt?

Die Fortpflanzungsrate von Wildschweinen ist unheimlich hoch. Bereits mit 8 bis 10 Monaten sind die Bachen geschlechtsreif und 80 % des weiblichen Nachwuchses bekommt bereits im ersten Lebensjahr Frischlinge. In Wolfsgebieten werden nur ca. 5 % der jungen Wildschweine von Wölfen verspeist. Zu wenig, um diesem Aufwärtstrend Einhalt zu gebieten. Wildschweine sind auch für Wölfe sehr gefährlich. Daher erbeutet der Wolf nur von der Rotte abgesprengte, schwache oder junge Tiere.

Gibt es viel Wild, gibt es auch viele Wild-Verkehrsunfälle, viele Sach- und Versicherungsschäden, aber auch schmerzhafte oder gar tödliche Unfallereignisse. Die Unteren Jagdbehörden in den Landratsämtern erhöhen dann in den entsprechenden Revieren die Abschusszahlen. Nicht der Jäger darf entscheiden, was und wieviel er schießen möchte, nein, es wird ihm vorgeschrieben. Die Bejagung ist aber nicht einfach. Wildschweine legen große Strecken zurück, sind heute hier und morgen da. Die Jäger sind meist berufstätig und können nicht nächtelang draußen auf Ansitz sein. Haben sie mal Glück und Wildschweinkontakt, können sie nur ein Tier erlegen, denn die Rotte ist dann blitzschnell weg.

Wildschweine verursachen durch ihr Wühlen viele Schäden in der Landwirtschaft, in Freizeiteinrichtungen oder auch Friedhöfen. Sie suchen im Boden nach Fressbarem (Würmer, Engerlinge, Mäuse, Schnecken, Wurzeln) und graben Sportplätze, Golfplätze, Rennbahnen, Parks, Wiesen- und Weideflächen förmlich um. In den großen Maisflächen sind sie unbejagbar und verweilen daher dort Monate, mit den entsprechenden Schäden.

Durch Wildschweine aufgebrochene Erde an einem Waldrand

In Deutschland werden pro Jahr 700.000 Wildschweine geschossen und damit 100 Mio. € an finanziellem Wert erzeugt. Tendenz seit Jahren steigend.

Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) durch Wildschweine

Für die Gesundheit des Menschen besteht durch die ASP keine Gefahr. Haus- und Wildschweine sind das Ziel der Schweinepest und der Afrikanischen Schweinepest. Die Krankheit endet in wenigen Tagen tödlich. Gegen einen Übertritt in die Hausschweinbestände gibt es für die erstere, einheimische Variante einen Impfstoff, für die ASP noch nicht.

Der Mensch hat die afrikanische Viruserkrankung auf Handelswegen aus Afrika über Asien nach Europa eingeschleppt. Das ASP-Virus ist sehr resistent und überlebt im Boden mehr als ein Jahr. In Schlachtprodukten wie Fleisch oder Wurst ist das Virus monatelang vermehrungsfähig und ansteckend. Einfrieren tötet das Virus nicht ab. Einmal ausgebrochen, verbleibt das Virus für einen langen Zeitraum in der Region. Verendete Wildschweine, die nicht gefunden und entsorgt werden, dienen als Futter für andere Alles- oder Fleischfresser. So wird das Virus weiterverbreitet.

In Deutschland wurden letztes Jahr 2715 mit afrikanischer Schweinepest infizierte Wildschweine festgestellt. Nur in Polen waren es noch mehr. Die Hauptverbreitung befindet sich entlang der polnischen Grenze in Sachsen und Brandenburg. Ein infiziertes Wildschwein war nur 150 km von der bayerischen Grenze entfernt. Die Verbreitung wird durch Parkplätze an Fernverkehrsrouten und Picknickplätzen im Wald vermutet. Mit einer vom Reisenden weggeworfenen Wurstsemmel, kann die Seuche spontan über Hunderte von Kilometer weiterverbreitet werden.

Bayern hat vorsorglich, neben Schutzzäunen und Abschussprämien, auch eine Hundestaffel mit mehr als 40 Kadaver-Suchhunden ausbilden lassen, die im Ausbruchsfall neben modernster Drohnentechnik und Wärmebildkameras eine schnelle und effektive Suche verendeter Tiere sicherstellen sollen.

Schild am Waldrand mit Warnung wegen Afrikanischer Schweinepest

So können Sie mithelfen, die Verbreitung zu verhindern

Entsorgen Sie Lebensmittel nur in geschlossene Abfallbehälter und füttern Sie keine Wildschweine, auch nicht in Wildparks. Infizierte Wildschweine zeigen u.a. eine verringerte Fluchtbereitschaft und Desorientiertheit. Sollten Sie so etwas feststellen oder ein totes Wildschwein finden, melden Sie es unbedingt dem Veterinäramt.

 

Text und Bilder: Heidi Herrmann