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Buchtipp: Aus der Vermisstenstelle des Münchner Tierheims

Die „Tierdetektivin“ Eveline Kosenbach aus dem Tierheim München schreibt in ihrem Buch "Liebling verzweifelt gesucht" über lustige, traurige und überraschende Fälle bei ihrer Arbeit in der Vermisstenabteilung.

Einmal Hauptbahnhof und zurück - so schien Kater Egon seine Fahrkarte beim MVV gelöst zu haben. Im Münchner Hauptbahnhof war der rote Kater einer Frau aufgefallen, die unterwegs zu ihrer Arbeitsstelle in Unterhaching war. Am Morgen in der größten Stoßzeit streunte das Tier im Bahnhofs-Untergeschoss herum. Mitnehmen wollte die Frau den Kater nicht, denn sie dachte, er würde irgendwo in der Nähe des Bahnhofs wohnen. Doch als sie in die S-Bahn stieg, folgte ihr der kleine Streuner einfach. Nun war es für die Tierfreundin klar, sie musste sich um ihn kümmern.

Nach zwanzigminütiger Fahrt waren sie in Unterhaching angekommen und die Frau nahm den Kater mit in die Arbeit. Von hier aus setzte sie sich mit dem Tierheim München in Verbindung und die Samtpfote wurde abgeholt.

In der Vermisstenstelle des Tierheims erkannte man schnell, dass der Kater eine Tätowierung hat, die auf einen Tierarzt in Unterhaching hinwies. Aus seiner Praxis konnten deswegen auch gleich die Besitzer festgestellt werden und – oh Wunder! – auch diese wohnten in Unterhaching.
Freudig holten sie sofort ihre Katze ab und erzählten, dass diese zu solchen „Ausflügen“ neige und vor drei Tagen wieder einmal verschwunden wäre. Das heißt, dass der Kater, der am Hauptbahnhof in die S-Bahn gestiegen war, sich ca. 15 km von zuhause entfernt hatte – wahrscheinlich auch bereits per S-Bahn- und trotzdem genau an den Heimatort wieder zurückgekehrt ist. Er hat sich dazu sowohl die richtige Tierfreundin und als auch die richtige Strecke ausgesucht!

Natürlich ist das ein Zufall, aber wenn Eveline Kosenbach, die Leiterin der Vermisstenstelle des Münchner Tierheims ihre Such-Geschichten erzählt, sind es oft eben auch diese Zufälle, die die Tiere wieder nach Hause bringen.

In ihrem Buch „Liebling verzweifelt gesucht - Aus dem Leben einer Tierfahnderin“ berichtet sie über lustige, traurige und überraschende Fälle von vermissten oder gefundenen Tieren, zu deren Heimkehr das Münchner Tierheim beiträgt.

Da gab es z.B. den Dackel, der seinem Frauchen beim Spaziergang im Wald abhanden gekommen war. Eveline Kosenbach ließ sich am Telefon die Umgebung genau schildern und vermutete, dass der kleine Jäger sich in einem Fuchsbau befindet, aus dem er nicht mehr herauskommen konnte. Die Dackelbesitzerin holte die Feuerwehr zu Hilfe, die sich unter Anleitung von Frau Kosenbach ans Graben machte. Der Hund wurde tatsächlich gefunden, es ging ihm gut und wieder einmal konnte ein Happy End verbucht werden.

Einen ganz erstaunlichen Fall erzählt auch die Geschichte „Der Höllenritt“, in der ein Ehepaar auf der Autobahn unterwegs ist und beim Überholen eines Tanklastwagens eine Katze bemerkt, die sich verzweifelt und mit letzter Kraft an der Halterung des großen Tankdeckels festkrallt – wahrscheinlich schon über 200 km lang. Das Ehepaar kann den LKW-Fahrer auf seinen blinden Passagier hinweisen und die Katze kommt entkräftet und mit ein paar Schrammen davon. Die Vermisstenstelle  findet trotz intensiver Suche zwar nicht mehr die Besitzer der Katze, aber am Ende doch noch ein schönes neues Zuhause für sie.

Die 32 Geschichten im Buch „Liebling verzweifelt gesucht“ handeln von wunderbaren Tieren, die entweder durch Aussetzen oder aus Versehen oder auch durch ihre eigene Abenteuerlust ihr Zuhause verloren haben. Wer hätte gedacht, dass sich ein Golden Retriever vor lauter Heimweh von Oberammergau nach München durchschlägt oder dass ein verängstigter Welpe sich tagelang im Motorraum eines Autos verstecken kann?

Eveline Kosenbach berichtet wunderbar einfühlsam, auch aus der Sicht des Tieres, über solche Fälle. Man merkt, wie ernst sie jeden einzelnen davon nimmt und mit welcher Verantwortung sie sich auf die Suche macht.

Nicht immer werden vermisste Tiere wieder gefunden, aber die Erfolgsquote der Vermisstenstelle liegt bei über 90% - und das wohl bemerkt bei jährlichen Vermisstenanzeigen von fast 4.000 Hunden und Katzen in der Umgebung von München.
Bei ihrer Arbeit helfen Eveline Kosenbach nicht nur die Erfahrungen von 17 Jahren Arbeit in der Vermisstenstelle, sondern vor allem auch, dass sie sich immer wieder mit detektivischem Denken, viel intuitivem Gespür, akribischer Kleinarbeit und viel Geduld auf die Suche macht. Und nicht zu vergessen sind ihre fleißigen ehrenamtlichen Helfer, die Flugblätter verteilen, sich vor Ort auf die Tiersuche machen und Futterstellen zum Anlocken des vermissten Tieres einrichten.

Von den vielen deutschen Tierheimen ist übrigens das Münchner Tierheim das einzige, das über eine Vermisstenstelle verfügt. Damit für gesuchte Tiere oder Fundtiere nicht immer aufwendige Suchaktionen ausgelöst werden müssen, gibt es am Ende des Buches Tipps, wie man mit Kennzeichnung und Registrierung vorbaut, und falls das Tier entwischen sollte, einen Notfallplan, wie man dann am besten handelt.

 „Man muss mit dem Herzen dabei sein“, sagt Eveline Kosenbach über ihre Arbeit - dass sie das ist, merkt man dem Buch auch an!

Cover: Liebling verzweifelt gesucht

EUR 14,90 [D]
Durchgehend vierfarbig
dtv premium
Originalausgabe
224 Seiten
ISBN 978-3-423-26009-1
2. Auflage, Januar 2014
 

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Eveline Kosenbach arbeitet seit 1996 im Münchner Tierheim und leitet dort die Vermisstenstelle mit einer »tierischen Erfolgsquote« von 95 Prozent, wie es in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung  über sie heißt.

20.12.2013