Bringt man Hund und Rollstuhlfahrer in Verbindung, denkt man meist an einen Behindertenbegleithund. Diese sind extra ausgebildet worden, um den Rollstuhlfahrer im Alltag unterstützen zu können. Sie leisten einen hervorragenden Job und sind tolle Gefährten auf vier Pfoten. Doch wie sieht es aus, wenn ein Rollstuhlfahrer mit einem Vierbeiner zusammenlebt, dem er selbst etwas beibringen möchte. Geht das überhaupt?
Geht nicht, gibt’s nicht, ist hier die Antwort. Will man einen Hund als treuen Freund an seiner Seite haben, ist ein wenig mehr zu beachten, als wenn man als Gehender einen aussucht. Aber wie heißt es so schön: zu jedem Topf gibt es einen Deckel! - und somit findet man auch den passenden Vierbeiner für sich.
Worauf sollte der Rollstuhlfahrer achten?
Hat man ein Handicap und sucht einen Hund, sollte man unbedingt auf drei Dinge achten. Ein Rollstuhlfahrer sollte die nötige körperliche Fitness haben, um den Vierbeiner kraftmäßig halten zu können, er sollte mobil genug für die Hunde-Erziehung sein und der Hund sollte die richtige Größe haben - oder bekommen-, damit man ihn auch halten kann, falls er doch mal in die Leine springen sollte.
Welpe oder älterer Hund?
Es ist wichtig, sich im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, ob man einen Welpen haben möchte oder ob vielleicht ein älterer Hund besser wäre.
Welpe bedeutet, dass man, gerade wenn es um die Erziehung geht, schnell reagieren muss, und daher sollte man mit dem Rollstuhl wendig sein. Auch sollte immer wieder eine Hand bei dem Hund sein, damit er bestätigt oder korrigiert werden kann. In der Erziehung hat man meist Leine, Leckerlies und eventuell noch ein Spielzeug griffbereit, während man mit dem Vierbeiner übt. All das ist zu bedenken, aber machbar. Vorteilhaft ist, dass der junge Vierbeiner von vorn herein mit dem Rollstuhl aufwächst.
Hat man einen älteren Hund, kann es sein, dass er schon wesentlich ruhiger an der Leine geht, nicht mehr so verspielt ist und sich auch nicht mehr so leicht ablenken lässt, was das Trainieren erleichtern kann. Oder auch, dass er schon seine endgültige Größe erreicht hat, was beispielsweise das Arbeiten an der Leinenführigkeit leichter macht.
Rollstuhlfahrern fällt es leichter konsequent zu sein
Viele Leute sind der Meinung Rollstuhlfahrer haben es mit einem Hund schwerer, doch meistens fällt es einem gerade in der Erziehung automatisch oft leichter, konsequent zu bleiben. Gewisse Dinge, die ein Gehender nicht so eng sieht, müssen einfach klappen und der Rollstuhlfahrer muss sich auf den Hund verlassen können. Dies wiederum gibt dem Hund eine klare Struktur vor, die für die Erziehung erforderlich ist.
Steht der Hund beispielsweise im Feld und wirft einem gedanklich zu, dass man ihn ja holen könne, warum sollte er denn von selbst kommen, dann ist es als Rollstuhlfahrer schwierig solch einen Hund zum Kommen zu bewegen. Denn mal eben ins Feld hüpfen ist nicht. Automatisch hat die Handicap-Person die innere Einstellung, dass der Vierbeiner zu kommen hat, übt daher konsequent und lässt ihm in dieser Hinsicht keinen Freiraum. Diese mentale Forderung spürt der Hund und er sieht die Ernsthaftigkeit des Trainings.
Es fällt oft auch auf, dass "Rolli-Hunde" wesentlich sachter mit ihren Besitzern spielen, als mit einem Gehenden, sie kommen auch zuverlässiger, wenn man sie ruft, oder ziehen kaum an der Leine.
Auch der Rollstuhlfahrer kann die Chef-Rolle haben
Aber auch manche Missverständnisse zu Hause entwickeln sich gar nicht erst. Würde ein Gehender über seinen Vierbeiner steigen, um ihn herrum gehen oder gar akrobatische Bewegungen machen, um ihn ja in Ruhe liegen zu lassen, signalisiert solch ein menschliches Verhalten dem Hund, dass er eine Art Chef-Rolle hat. Oder wenn der Gehende seinen Fuß sanft unter ihm herauszieht, damit er nicht aufwacht, signalisiert er das Gleiche.
Diese Thematik fällt von ganz alleine schon einmal weg, denn ist man mit dem Rollstuhl unterwegs, muss der Hund immer aufstehen, zieht sich dadurch in den Hintergrund zurück, und automatisch ist er nicht mehr im Zentrum des Geschehens und hat die richtige Rolle eingenommen.
Nichts ist unmöglich!
Also wer sich den Traum vom Zusammenleben mit einem Hund ermöglichen will, soll ihn doch leben!
Denn einen treuen Freund auf vier Pfoten an seiner Seite zu haben ist eine Bereicherung und immer dran denken „nichts ist unmöglich“.
Ich helfe gerne Menschen mit Handycap, die die nötigen Voraussetzungen erfüllen, ihren eigenen Hund zu trainieren und passend abgestimmte Beschäftigungsmöglichkeiten zu erlernen.
Ihre Hanna Buergel-Goodwin
03.06.2014
http://hanna-hilft.de
www.hundeschule-dogtales.de
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