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Neue Vogelseuche auf dem Vormarsch? Der LBV gibt Entwarnung

Immer wieder rufen besorgte Münchner Bürger bei der Umweltberatungsstelle des Landesbundes für Vogelschutz an und berichten von Vögeln mit nackten Stellen am Körper. Ganz elend und zerrupft sähen diese armen Tiere aus. Doch die Experten können Entwarnung geben: Was hier beobachten wurde, ist der jährliche Gefiederwechsel der Vögel.


Ein Bild des Elends bietet sich: Das prächtige Amselmännchen, das im Frühjahr immer hoch oben auf dem Dachfirst sein Morgenlied geschmettert hat, verliert zusehends an Ansehnlichkeit. Die Federn sehen von Tag zu Tag mitgenommener aus, der Schwanz ist schon kaum mehr als solcher zu erkennen, und am Kopf entwickelt sich eine kahle Stelle. „Was ist hier los?“, wollen beunruhigte Beobachter wissen.

„Was wir hier sehen, ist die Mauser, also der jährliche Federwechsel bei Vögeln“, erklärt LBV-Ornithologin Dr. Sophia Engel. „Ein intaktes Gefieder ist ungemein wichtig für Vögel. Es ermöglicht wendiges Fliegen, und natürlich wärmt es auch und hält die Tiere trocken. Im Frühjahr ist es zudem auch Hochzeitskleid – je prächtiger, desto besser stehen die Chancen, einen Partner fürs Brutgeschäft zu finden“, ergänzt sie.

Weil Federn sich im Laufe der Zeit abnutzen, müssen sie regelmäßig ersetzt werden, und der günstigste Zeitpunkt dafür ist jetzt, im Sommer. Die Temperaturen sind mild, sodass eine Beeinträchtigung des Wärmevermögens des Gefieders kurzzeitig zu verkraften ist, und ein unattraktives Erscheinungsbild kann in dieser Zeit auch verschmerzt werden. Die kraftraubende Jungenaufzucht ist abgeschlossen, die Elterntiere müssen sich von den vergangenen Wochen intensiver Familienarbeit erholen, da rücken Gedanken an Partnerwerbung erst einmal in den Hintergrund. Auch Vögel, die den Winter weiter südlich verbringen, am Mittelmeer oder in Afrika, haben jetzt eine Atempause und können sich auf die anstrengende Reise vorbereiten. Dazu gehört auch, das Federkleid wieder in einen Top-Zustand zu bringen.

Wenn Sie also zerrupft aussehende Vögel beobachten, machen Sie sich keine Sorgen. Vögel mit Schäden im Gefieder leben allerdings gefährlich, denn oft können sie nicht besonders gut fliegen. „Halten Sie nach Möglichkeit Ihre Katze im Haus, wenn Sie mausernde Vögel beobachten. Auch Enten und Gänse brauchen in dieser Zeit unsere Rücksichtnahme, und auch die Ihres Hundes“, so die LBV-Expertin. In einigen Wochen werden die Vögel dann wieder in gewohnt prächtigem Erscheinungsbild auftreten.

Quelle: Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V./ 30.07.14