Am 13. Mai 2019 war am Grenzübergang Waidhaus ein illegaler Tiertransport aufgegriffen worden. Neben Hundewelpen, Gänsen, einem Baby-Lisztäffchen und einigen anderen Tieren, waren auch drei Weißwedelhirsche dabei. Die Hirsche wurden von der Reptilienauffangstation in ihre Außenstelle im Münchner Tierheim aufgenommen und da kam nun einen Monat später ein süßer Bambi-Nachwuchs zur Welt.
Die Auffangstation für Reptilien, München e.V. berichtet darüber:
14.06.19 - Als der Tierpfleger heute Morgen das Gehege der drei aus einem illegalen Transport aus Ungarn beschlagnahmten Weißwedelhirsche betrat, staunte er nicht schlecht, denn alle drei Damen hatten sich um ein Häufchen am Boden versammelt und berochen dies aufgeregt. Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als Hirschkälbchen.
Am 13. Mai in den frühen Morgenstunden war ein illegaler Tiertransport nahe Waidhaus aufgegriffen worden und die Bundespolizei staunte nicht schlecht, als sie neben als Hörnchen deklarierten viel zu jungen Hundewelpen an die 200 diverse Singvögel, Schwäne, Gänse, ein noch winziges Liszt-Äffchen, Sand-Flughühner und die drei Hirsche entdeckte. Das Äffchen, die Hirsche und einige tropische Vögel, darunter Glanzstare, ein Elstertoko sowie die 20 Sand-Flughühner kamen in die Obhut der Reptilienauffangstation nach München.
Durch die gute Kooperation mit dem Tierschutzverein München, auf dessen Gelände die Auffangstation das ehemalige Katzenhaus für ihre Exoten nutzt, konnte ein großer Auslauf unbürokratisch „umgenutzt“ und innerhalb weniger Stunden zum Hirschgehege baulich umgestaltet werden.
Bei den Hirschen handelt es sich um eine Art, die zwar in mehreren Unterarten in den USA sehr häufig ist, die jedoch in Europa so gut wie nicht gehalten wird. So bestehen derzeit lediglich vier Haltungen in Europa, davon zwei in Deutschland. Anscheinend existieren in Osteuropa jedoch Gatterwildbestände.
Die drei Hirschkühe, die zu uns kamen, waren sehr mager und hatten unter dem Transport, der ihnen einige leichte Schürfwunden beschert hatte, sichtlich gelitten, erholten sich jedoch innerhalb weniger Tage gut.
Da der Transport tragender Tiere im letzten Drittel der Trächtigkeit untersagt ist, hat niemand damit gerechnet, dass es sich um tragende Tiere handeln könnte. Eine Untersuchung hierauf wäre zudem mit unnötigem Stress und einer Fixation der Tiere verbunden gewesen. Umso erstaunter waren wir, als heute Morgen ein gesundes Bambi (der Weißwedelhirsch stand Walt Disney hierfür Modell) das Licht der Welt erblickt hatte und, liebevoll von seiner Mutter umsorgt, vorgefunden wurde.
Das Ganze ist ein schöner Augenblick für alle und wir erfreuen uns sicherlich an dem hübschen Jungtier. Aber dieses Kälbchen ist auch ein Beleg dafür, dass bei illegalen Tiertransporten aus den Ländern Osteuropas geltendes Recht, das beispielsweise den Transport trächtiger Tiere im letzten Drittel der Gravidität verbietet, ebenso ignoriert wird wie sämtliche anderen Gesetze und Regeln. Denn diese Transporte sind häufig für Spanien oder die Benelux-Staaten gedacht, in denen großteils jedwede Haltung solcher Tiere durch Positivlisten verboten ist.
Und so zeigt dieser Fall wieder einmal nachdrücklich, wie dringend notwendig es ist, hier „Aufnahmezentren“ zu schaffen, die, neben ausreichend Platz und Flächen, ausgebildetes Personal und Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen können. Holland ging hier mit gutem Beispiel voran und es wäre dringend angezeigt, auch in Grenznähe in Bayern solche Hot-Spots zu schaffen. Hier stünde das Bundes-Innenministerium in der Pflicht, ebenso wie weitere Bundesministerien. Auf Dauer werden Tierheime, Auffangstationen und der Deutsche Tierschutzbund, Landesverband Bayern, dies alleine nicht mehr stemmen können. Es besteht dringender Handlungsbedarf!