Wohin mit dem verwaisten Amselküken im Garten oder dem viel zu kleinen Igel kurz vor Wintereinbruch? Die Wildtierstation des Münchner Tierheims, die übrigens die einzige ihrer Art in ganz Süddeutschland ist, nimmt seit Jahren immer mehr Notfälle auf.
München, 06.08.2024 Mittlerweile werden im Münchner Tierheim in Riem über 4.000 Wildtiere jährlich medizinisch versorgt, aufgepäppelt und an geeigneter Stelle wieder ausgewildert, hauptsächlich Igel und Vögel. Vor neun Jahren waren es z.B. nur 2.351. Die Wildtierabteilung steuert damit rund die Hälfte des kompletten Tierbestandes in Riem bei.
Warum brauchen immer mehr Wildtiere Hilfe?
Zum einen nehmen wir ihnen immer mehr Lebensraum weg durch Bebauung, land- und forstwirtschaftliche Nutzung, Freizeitgestaltung in der Natur und unnatürliche Gestaltung von öffentlichen Grünflächen sowie Privatgärten. Die Vögel finden immer weniger Nistmöglichkeiten und weichen oft in der Not auf ungeeignete, gefährliche Orte aus.
Zum anderen führt das flächendeckende Insektensterben zu großer Hungersnot. Rund 90 Prozent unserer heimischen Singvögel sind Insektenfresser und können Saaten und Körner nicht ausreichend verstoffwechseln. Die gern verteilten Meisenknödel sind also nur für ganz wenige Vogelarten hilfreich.
Klimawandel bringt Vögel in Schwierigkeiten
Die Folgen des Klimawandels für die Vogelwelt sind dramatisch und längst auch in Bayern angekommen. Das Zuggeschehen gerät völlig durcheinander. Manche Arten kehren deutlich früher aus dem Süden zurück, andere legen nur noch Kurzstrecken zurück und nisten in ganz neuen Regionen, wieder andere ziehen gar nicht mehr weg und überwintern nun in Mitteleuropa. Die neuen Gewohnheiten der verschiedenen Arten kollidieren und bringen Nist- und Nahrungsengpässe mit sich.
Einige unserer Gartenvögel sind vom Aussterben bedroht
So kommt es, dass mittlerweile fast alle unserer heimischen Gartenvögel unmittelbar oder in Vorstufe vom Aussterben bedroht sind. Umso mehr zählt jeder einzelne Vogel – und umso erfreulicher ist die steigende Sensibilität der Bürgerinnen und Bürger für hilfsbedürftige Wildtiere. Ihre Versorgung ist allerdings sehr aufwendig und bedarf großen Spezialwissens. Leider gibt es viel zu wenige professionelle Auffangstationen und fachkundige Päppelstellen in Bayern, um all die geretteten Wildtiere zu versorgen. Tierschutzarbeit in diesem Bereich finanziert sich ausschließlich über Spenden.
Dem Tierschutzverein München e.V. liegen alle Tiere am Herzen, nicht nur Haus- und sogenannte „Nutztiere“, sondern auch Wildtiere. Deswegen startet er nun das Projekt
Münchens erste Auswilderungsstation für Wildvögel!
Auf dem Grundstück gegenüber des Riemer Tierheims befinden sich optimale, naturnahe Flächen, um künftig ca. 1.500 von Hand aufgezogene Vögel behutsam, gründlich und nachhaltig auf ihr Leben in freier Wildbahn vorzubereiten. Auf etwa 200 Quadratmetern sind zehn große Volieren im Bau, die im Herbst schon startklar und bezugsfertig sein sollen.
Die KI-generierte Abbildung zeigt, wie die Volieren künftig aussehen könnten.
Jacek Nitsch, Abteilungsleiter der Wildtierstation, sagt mit einem Augenzwinkern: „Die neuen Volieren sind mein Baby, ich freue mich riesig darauf, endlich loszulegen und hoffe, viele Unterstützerinnen und Unterstützer dafür begeistern zu können.“
Dieses für die Fauna so wichtige Herzensprojekt kostet natürlich Geld: Architekten, Landschaftsbauer, die Schreinerei und Handwerker wollen bezahlt werden, hochwertiges und langlebiges Material ist nötig. Man kann von rund 10.000 Euro pro Voliere ausgehen.
Spenden dringend erforderlich für die „Aktion Vogelfrei“
Da er die Auswilderungsstation ohne Zuschüsse finanzieren muss, startet der Tierschutzverein München e.V. nun die „Aktion Vogelfrei“ und ruft zu Spenden für die Münchner Vögel auf.
Jeder Euro hilft, um Amsel, Drossel, Fink und Star im Kampf gegen das Aussterben zu unterstützen.
Spenden Sie jetzt auf das Vogelkonto bei der Sparkasse
München, IBAN: DE07 7015 0000 1000 1184 46, BIC: SSKMDEMMXXX, Stichwort „Aktion Vogelfrei“.
Den Baufortschritt zeigt der Verein auf seinen Social Media Kanälen.
Quelle: Tierschutzverein München e.V.