Im bayerischen Burghausen gibt es im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes seit einigen Jahren Waldrappe. Die Vögel mit dem ganz speziellen Aussehen sollen auf den Zug nach Spanien gehen und wieder nach Deutschland zurückkehren. Dabei hilft bereits zum zweiten Mal eine menschengeführten Migration.
05.09.2024 Vor wenigen Wochen startete am Waginger See ein Ultraleicht-Fluggerät des Waldrapp-Teams gemeinsam mit 36 Jungvögeln, um sie zu einem Winterquartier in Spanien zu führen. Ziel der Aktion ist es, eine beständige Population im DACH-Raum zu etablieren.
Zweite menschengeführte Waldrapp-Migration
Tiere, Menschen und Maschinen sind seit Mitte August mithilfe von Ultraleicht-Fluggeräten und Unterstützung am Boden unterwegs nach Andalusien. Die in diesem Jahr in verschiedenen Zoos geschlüpften Jungvögel folgen ihren menschlichen Bezugspersonen etappenweise, bis das 2.800 Kilometer entfernte Überwinterungsgebiet erreicht ist. Zur Vorbereitung wurden tägliche Flugeinheiten mit den Tieren geübt. Anfänglich 60 Kilometer zurücklegend, erhöhte sich die Strecke nach und nach auf 300 Kilometer am Tag.
„Flugbegleitung“ in Überwinterungsgebiete
Das Engagement des Waldrapp-Teams ist mit Blick auf die zunehmenden Bedrohungen durch immer ausgeprägtere Wärmeperioden ein wichtiger Beitrag zum notwendigen Schutz vieler Vogelarten. Verlassen Zugvögel durch anhaltende Wärme im Herbst zu spät ihr Brutgebiet, finden sie später im Jahr häufig zum Beispiel nicht mehr die ausreichende Thermik, um Bergkämme auf dem Weg ins Winterquartier überfliegen zu können.
Es ist das erste Mal, dass das Team und die Zugvögel eine so lange Strecke fliegen. Laut Johannes Fritz sollen bis nach Andalusien etwa 22 Tagesetappen von rund 130 Kilometern zurücklegt werden. An ebenso vielen Tagen sind Pausen und auch wetterbedingte Verzögerungen eingeplant. Erstmals in diesem Jahr werden die Vögel auch nur von einem Fluggerät geführt.
Jeder Flug erfordert beständige Konzentration, um keine Vögel zu verlieren und gefährliche Kollisionen mit dem Fluggerät zu vermeiden. Eine zusätzliche Herausforderung sind lokale Windströmungen auf dieser Route, beispielsweise im Rohnetal, in der Grenzregion von Frankreich und Spanien oder in Andalusien der bekannte „Levante“, der ungeplante Landungen notwendig machen kann.
Die Reduktion auf nur ein Fluggerät entspricht der Zielsetzung, die menschengeführte Migration ökologisch und ökonomisch weiter zu optimieren. Während der Reise ist auch der Einsatz von einem weiteren, noch wendigeren und sparsameren Fluggerät geplant, um die Eignung dieser Modelle für kommende Auswilderungsprojekte zu testen.
2024 kein Hellabrunner Waldrapp dabei
Im Rahmen seiner Artenschutzaktivitäten wird das Waldrapp-Team seit 2010 auch vom Tierpark Hellabrunn unterstützt, der seit vielen Jahren Waldrappe pflegt. Das gemeinsame Ziel ist die Wiederansiedlung der Vogelart. Seit der Zusammenarbeit hat sich im Laufe weniger Jahre die erste selbstständige Brutkolonie Europas seit erstmals 400 Jahren etabliert. Neben der Wiederansiedlung gehören auch die Eindämmung der illegalen Jagd zu den Aufgaben des Projekts. Dazu werden einzelne Vögel besendert und die Bewegungen kontrolliert. Bei der diesjährigen Migration ist kein in Hellabrunn geschlüpfter Jungvogel dabei.
Quelle: Tierpark Hellabrunn