Als Tierkommunikation versteht man verborgene Botschaften zwischen Mensch und Tier, die unser Verständnis erweitern. Doch wie funktioniert Tierkommunikation? Was kann sie bewirken und was kann sie nicht? Tierkommunikatorin Jacqueline Kramer gibt Antworten auf diese Fragen und erzählt von Fällen aus ihrer Praxis.
Was ist Tierkommunikation?
Die Fähigkeit mit Tieren zu kommunizieren, wird oft als sechster Sinn bezeichnet. Um das Thema Tierkommunikation zu erklären, ist dies sicher eine nette Umschreibung, sie entspricht jedoch nicht den Tatsachen, denn:
Die Fähigkeit mit Tieren zu kommunizieren steht jedem offen. Sofern die Bereitschaft da ist, sich mit einigen Themen auseinanderzusetzen und zu lernen, die eigenen fünf Sinne so zu trainieren und zu schulen, dass die generelle Wahrnehmung sensibilisiert wird.
Man könnte die Tierkommunikation deshalb auch wie folgt umschreiben: Die Fähigkeit zweier fühlender Wesen, sich empathisch aufeinander einzustellen und miteinander über die Sinnebene zu kommunizieren.
Ein Tierkommunikator hat über die eigene Sensibilisierung gelernt, die Gefühle und Emotionen des Tieres aufzugreifen und zu interpretieren und in unsere menschliche Sprache zu übersetzen. Da unsere Tiere nicht in Worten kommunizieren, ist es die Aufgabe eines Tierkommunikators, das vom Tier Wahrgenommene zu interpretieren, in den richtigen Zusammenhang zu stellen und entsprechend zu übersetzen.
Rupert Sheldrake, ein britischer Autor und Biologe, nennt die Gefühls- und Erfahrungsebene von Mensch und Tier auch morphogenetische Felder. Diese sind Spiegelbild eines Wesens oder einer Beziehung. Und sobald jemand dieses Beziehungsfeld „betritt“ und sich empathisch darauf einstimmt, nimmt er die Gefühlslage des anderen wahr.
Deshalb fühlen wir unbewusst, ob es unseren Freunden gut geht oder nicht. Wer kennt ihn nicht, den Gedanken: „Ich muss mal anrufen und nachfragen, wie es meinem Freund geht.“ Und beim Telefonat stellt sich dann tatsächlich heraus, dass es dem Gesprächspartner nicht gut geht.
In einer Tierkommunikation betreten wir dieses Beziehungs- oder Spiegelfeld und stimmen uns empathisch auf das Tier und seine Bedürfnisse ein. Eine Kommunikation über die Gefühlsebene ist somit jederzeit möglich.
Die meisten Kommunikatoren nutzen ein Foto des Tieres, um sich auf dieses einstimmen zu können. Das Foto ist wie eine Telefonnummer, die garantiert, dass wir den richtigen Adressaten kontaktieren.
Was bewirkt Tierkommunikation?
Tiere leben unmittelbar im Hier und Jetzt und kommunizieren auf direkte und ehrliche Art. Sie zeigen über den körperlichen Ausdruck, wie es ihnen geht, wie es um ihr Befinden steht. Genauso sind sie jedoch fähig, Gefühle und Emotionen zu vermitteln oder Bilder zu zeigen.
Somit können auch Nachrichten an das Tier übermittelt oder Fragen gestellt werden.
Wir können dem Tier zum Beispiel erklären, wieso es in der Tierklinik verbleiben muss und nicht nach Hause kann. Wieso seine Menschen nicht bei ihm sein können. Häufige Fragestellungen an das Tier sind unter anderem: „Möchtest du gerne wieder Katzengesellschaft oder lieber alleine bleiben.“ oder „Wieso zeigst du dieses Verhalten?“
Die Tierkommunikation ermöglicht dem Tierhalter, sein Tier noch besser zu verstehen und entsprechend auch die Bedürfnisebene des Tieres besser abdecken zu können. Dabei mache ich jedoch häufig die Erfahrung, dass das Wohl des Tieres über das eigene Wohl gestellt wird, manchmal auch mit einer klaren Tendenz, das Tier zu vermenschlichen.
Ich bin dankbar, wenn ich auch dank der Tierkommunikation immer wieder vermitteln kann, dass die Lebensqualität beider Seiten, von Mensch und Tier, gleichermassen wichtig sind.
Und manchmal hilft die Kommunikation auch dabei, dem Tierhalter bewusst zu machen, dass eine Vermenschlichung des Tieres nicht art- und bedürfnisgerecht ist und dass die Lebensqualität des Tieres dadurch eingeschränkt wird.
Was kann Tierkommunikation nicht bewirken?
Manchmal ist die Erwartungshaltung der Tierhalter sehr groß. Fragen wie: „Könnten Sie meinem Hund mitteilen, dass er nicht mehr jagt!“ oder „Bitte vermitteln Sie meiner Katze, dass sie zwar Mäuse jagen darf, aber keine Vögel!“ sind an der Tagesordnung.
Glücklicherweise setzt uns hier die Natur ganz klare Grenzen! Das genetische Gefäß, die trieblichen Aspekte eines Tieres, können nicht einfach mittels Kommunikation überwunden werden.
So wie der Jagdtrieb bei Hunden und Katzen genetisch festgelegt ist und das Überleben garantiert, ist auch der Fluchtinstinkt eines Pferdes gegeben. Die körperlichen Aspekte und Triebe können deshalb nicht einfach „abgeschaltet“ oder wegkommuniziert werden. Der Hund wird, sofern sein Jagdinstinkt ausgeprägt ist, immer in Versuchung geraten. Die Katze wird keinen Unterschied zwischen Mäusen und Vögeln machen und das Pferd wird in einer Notsituation immer flüchten! Diese genetischen Anlagen garantieren das Überleben einer Art! Auch wenn die Tiere, die heute mit uns zusammenleben, oft nicht mehr auf diese trieblichen Veranlagungen angewiesen sind, sind sie Teil des genetischen Gefäßes.
Tiere kommunizieren aus ihrem direkten Erfahrungsbereich und damit ist eine weitere Grenze gesetzt. Ein Tier kann uns nicht vermitteln, an welcher Krankheit es leidet, denn dieses Erfahrungswissen fehlt dem Tier. Das Tier kann vermitteln, wie es sich körperlich fühlt, ob es Schmerzen hat usw. Wir erhalten also Hinweise in Bezug auf das körperliche Befinden, aber niemals eine Diagnose!
Genauso wenig kann eine Katze vermitteln, welches ihr Lieblingsfutter ist. Sie wird uns nie den Namen eines Futterherstellers oder eine genaue Markenbezeichnung angeben.
Würde man die Katze direkt nach der Fütterung fragen, wie ihr Befinden ist, könnte sie vermitteln, ob sie sich wohl fühlt und daraus könnte man wiederum den Schluss ziehen, dass dieses Futter bekömmlich ist. Eine genaue Beobachtung des Tieres zeigt uns diesbezüglich jedoch meistens eher den Weg, nur dass viele Menschen und Tierhalter ihrer eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertrauen.
Diagnosen zu stellen oder Empfehlungen bezüglich der Medikation zu geben, sind deshalb äußerst fahrlässig und zeugen von einem falschen Verständnis der Tierkommunikation!
Beispiele aus dem Praxisalltag
Die alte Perserkatze, die nicht ins Kistchen geht
Eine ältere Perserkatze aus dem Tierheim, kotete in ihrem neuen Zuhause über Monate hinweg immer wieder in der Wohnung. Das Kistchen wurde nur benutzt, wenn sie urinieren musste, das große Geschäft aber ging auf die Teppiche, Fußböden, usw.
Zuerst wurde die Katze schulmedizinisch untersucht, damit Schmerzen etc. ausgeschlossen werden konnten.
In der Kommunikation vermittelte die Katze Gefühle der Angst, wenn sie das Kistchen benutzt. Nachgefragt, woher diese Angst kommt, vermittelte sie Bilder, wie jemand mit dem Fuß an das Kistchen stößt, wenn sie länger darin verweilt. Da sie schon eine betagte Dame war, ging die Darmentleerung nicht mehr so schnell und sie brauchte eine gewisse Zeit dafür. Scheinbar schien man in ihrem alten Zuhause kein Verständnis dafür gehabt zu haben und so entwickelte sich langsam eine Angst, ins Kistchen zu gehen.
Nachdem die neue Besitzerin wusste, wieso ihre neue vierbeinige Mitbewohnerin dieses Verhalten zeigt, konnte sie das eigene Verhalten anpassen und nach nur einem Monat war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Katze immer aufs Kistchen geht.
Das bockige und launische Pferd
Die Besitzerin wandte sich an mich, weil ihr Pferd seit einigen Wochen neue Verhaltensweisen zeigte. War das Pferd auf der Weide und wurde gerufen, rannte es neuerdings davon und wollte nicht in den Stall zurück. Beim Putzen und im Handling zeigte sich das Pferd widerspenstig und übellaunig. Beim Reiten begann es immer wieder zu bocken. Die Pferdebesitzerin konnte ihr Tier überhaupt nicht mehr verstehen und wurde ob des neuen Verhaltens auch selber ungehalten. In der Kommunikation vermittelte das Pferd, dass grundsätzlich alles in Ordnung war. Wurde es jedoch gesattelt, spürte es Schmerzen, die durch das Gewicht des Reiters noch verstärkt wurden.
Deshalb zeigte es sich auch im Umgang übellaunig und unwillig, denn immer wenn die Besitzerin in den Stall kam, folgte ein Ausritt. Das Bocken unter der Reiterin, war eine direkte Folge der Schmerzen.
In der Kommunikation vermittelte das Pferd, dass der Schmerz durch den Sattel ausgelöst wird. Da der Sattel relativ neu und massgefertigt war, wurde dieser Aspekt von der Besitzerin gar nicht als Auslöser in Betracht gezogen. Das Pferd wurde osteopathisch behandelt und der Osteopath stellte eine Schieflage und damit eine Schonhaltung des Pferdes fest.
Durch die veränderte Muskulatur war die Passform des Sattels nicht mehr gegeben. In der Folge ließ sich auch die Besitzerin osteopathisch behandeln und nachdem die eigene Schiefstellung, die sie aufgrund eines Autounfalls seit einigen Wochen hatte, behoben wurde, konnte sich auch die Fehlstellung des Pferdes regenerieren.
Nach einiger Zeit des Trainings und der Behandlungen, war auch die Passform des Sattels wieder gegeben und das Pferd zeigte sich wieder fröhlich und unbeschwert wie vor der Verhaltensveränderung.
Expertentipp von Jacqueline Kramer
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