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Diabetikerwarnhund Nelson ist Simons Freund und Helfer

Julia Höhn von der Hundeschule Leinenlos erzählt über eine ganz besondere Hunde-Ausbildung
Seit März 2013 ist der Golden Retriever Nelson bei mir in Ausbildung. Er soll in Zukunft dem jungen Diabetiker Simon als Diabetikerwarnhund zur Seite stehen und ihn zuverlässig und rechtzeitig vor Eintritt einer Unter- oder Überzuckerung warnen.

Der 16-jährige Simon leidet an Diabetes und er hat sich für einen Assistenzhund  als Unterstützung und Begleiter in der Zukunft entschieden. Seine Mutter bat mich, einen passenden Hund für ihn zu finden, den ich als Warnhund für Simon ausbilden könnte. Nach diversen Austestungen verschiedener Würfe mit Anzeigeverhalten fiel meine Wahl auf den Golden Retriever Nelson, der beim Welpentest  klar herausgestochen war. Vor einem Jahr zog der Welpe im Alter von 9 Wochen in sein neues Zuhause bei Familie Mayer ein. Und damit begann für Nelson auch schon das Training als Diabetikerwarnhund.

Von Anfang an wurde er spielerisch auf seine spätere Aufgabe vorbereitet, indem er den Geruch kennenlernte, der anzeigt, dass sein Schützling Simon in einer Notsituation ist. Bei gefährlich hohen oder niedrigen Werten des Blutzuckerspiegels ändert sich nämlich bei Diabetikern der Geruch von Atem und Schweiß. Nelson wurde mit Kompressen von Simons Geruch in einer akuten Krankheitsphase darauf konditioniert, bei dieser Wahrnehmung Alarm zu schlagen.  

Als Assistenzhund ist natürlich der perfekte Grundgehorsam von großer Bedeutung, denn der Vierbeiner muss überall mit hingenommen werden können. Deswegen trainierten wir ein- bis dreimal wöchentlich den Gehorsam und arbeiteten auch am Verbindungsaufbau  von Hund und Herrchen. Bei den Trainings wurde jeweils der Lernstand überprüft, verfeinert und gefestigt und wir legten neue Übungen fest, die von Familie Mayer täglich trainiert werden mussten.

 Simon Mayer mit Nelson

Heute sind so häufige Termine nicht mehr notwendig, da das Training inzwischen von der Familie in den Alltag integriert wurde und routiniert und gekonnt durchgeführt wird.  Inzwischen treffe ich Familie Mayer im 1-2 Wochen Rhythmus, um Nelsons Anzeigeverhalten zu überprüfen und zu festigen und ihm ggf. neue Aufgaben und Übungen beizubringen.
Der Erfolg ist bereits jetzt schon sehr groß. Mit seinen 13 Monaten hat Nelson Simon schon mehrfach vor einer Unterzuckerung bewahrt. Schritt für Schritt soll er jetzt lernen, auch nachts Simons Zuckerkontrolle zu übernehmen und im Fall einer Unterzuckerung Simon zu wecken oder in das Schlafzimmer seiner Eltern zu laufen, um diese durch Bellen zu alarmieren.

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Das sagen Simon und seine Mutter Ingrid Mayer zu unserem gemeinsamen Projekt.

Simon Mayer:

„Seit ich ein Kind war habe ich mir einen Hund gewünscht, doch meine Eltern meinten immer das wäre zu viel Arbeit. Dann habe ich mit 12 Jahren Diabetes bekommen. Ich komme gut damit zurecht, aber als mir meine Mutter erzählte, dass es Diabetikerwarnhunde gibt, war ich sofort begeistert und habe meine Chance genutzt.
Die Hunde werden ausgebildet, um Über- bzw. Unterzucker anhand des besonderen Geruchs, der durch das Schwitzen und Atmen während einer solchen Phase erzeugt wird, zu riechen. Ich habe meiner Mutter gesagt, ich wolle so einen Hund und wir haben sofort begonnen zu recherchieren.

Simon mit Nelson beim Training Es dauerte nicht lange und wir hatten einen Hund gefunden, der meine Kompresse gerochen hat und sobald er alt genug war, konnten wir Nelson abholen.
Seither arbeiten ich und meine Familie zusammen mit Julia Höhn mit viel Freude und Spaß an dem Projekt Diabeteswarnhund.

Wir trainieren im Moment, dass er in der Nacht anzeigt. Wenn wir das geschafft haben, wird er mir und meinen Eltern eine große Hilfe sein, denn dann müssen sie nicht mehr so oft in der Nacht zum Messen aufstehen.“

 

Ingrid Mayer, Simons Mutter:

„Als Simon mit 12 Jahren Diabetes bekam, war der Schock erst einmal riesengroß. Circa ein Jahr nach der Diagnose sind wir übers Internet und über diverse Berichte im Fernsehen auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, einen Hund als Diabeteswarnhund ausbilden zu lassen.

Nachdem sich Simon schon immer einen Hund gewünscht hatte, entschlossen wir uns schließlich, einen Welpen zu kaufen. Heute sind wir -und vor allem Simon- mit Nelson sehr glücklich. Auch wenn die Ausbildung doch recht aufwendig ist und permanentes Üben und Konsequenz erfordert, da der Hund zusätzlich einen guten Gehorsam haben soll, haben wir die Entscheidung nicht bereut.

Nelson zeigt mittlerweile Unterzucker sehr zuverlässig an, auch wenn er sich gerade in der Flegelphase befindet und wir immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen haben. Für Simon ist Nelson ein Freund geworden, den er nicht mehr missen möchte.“

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Für mich ist die Ausbildung eines Assistenzhundes eine der schönsten Aufgaben als Hundetrainerin. Auf der einen Seite schafft man gemeinsam mit Hund und Haltern eine tolle Unterstützung durch den Hund für seinen Menschen und auf der anderen Seite besteht hierbei die Möglichkeit, die Menschen und ihre Hunde wirklich kennenzulernen. Es entwickeln sich im Laufe der Zusammenarbeit oft wertvolle und wunderbare Kontakte zu Mensch und Tier.

Wie auch im normalen Hundetraining hört ein Hund niemals auf zu lernen, zu beobachten und sich weiter zu entwickeln. Ob Assistenzhund oder Familienhund - seinen Vierbeiner entsprechend seiner Art auszulasten und ihm eine Wichtigkeit im Mensch-Hund-Rudel zu geben, gehört ein Leben lang zu den Aufgaben von uns Menschen, wenn wir uns für einen Hund an unserer Seite entscheiden.

Julia Höhn / 30.05.14
 www.leinenlos-hundetraining.de